Interview zur Uraufführung!! In Jubilo !! Graz !!
Der Musikverein Graz hat Sie eingeladen, für das heutige Konzert ein neues Werk zu erschaffen: die Festmusik In Jubilo. Wie kam es zu diesem Kompositionsauftrag?
Den Auftrag habe ich noch während der zwei Aufführungen des Cellokonzerts in Graz erhalten. Die Verantwortlichen waren so begeistert, dass sie mich unmittelbar fragten, ob ich für dieses große Fest etwas komponieren möchte. Für mich ist es eine große Ehre, für die Grazer Philharmoniker, den Musikverein Graz und den traditionsreichen Stefaniensaal ein Stück schreiben zu dürfen. Gleichzeitig war es eine willkommene Herausforderung: inmitten mehrerer großer Projekte – zuletzt das 35-minütige Cellokonzert für die Wiener Symphoniker oder die Arbeit an Filmmusik – ein kompaktes, konzentriertes Werk zu schreiben. In Jubilo ist ganz auf den Moment hin komponiert: ein klingendes Dankeschön, das im Hier und Jetzt feiert.
Die Festmusik erklingt im Rahmen eines „Geburtstagskonzerts“ zum Anlass 75 Jahre Grazer Philharmoniker und 140 Jahre Stefaniensaal. Dienten Ihnen historische Quellen als Inspiration, oder welche Faktoren waren für Sie bedeutsam?
Historische Quellen habe ich nicht direkt verarbeitet. Mich hat vielmehr die Gleichzeitigkeit der Jubiläen inspiriert: drei Institutionen – Saal, Orchester und Musikverein – die alle in Graz fest verankert sind. Das habe ich musikalisch in Form eines triolischen Festmotivs aufgegriffen. Und natürlich spielt der Stefaniensaal eine große Rolle: Seine Klarheit, Wärme und Tragfähigkeit sind einzigartig, das durfte ich schon während der Aufführungen hier erleben. Ich habe versucht, den Raum in der Orchestrierung hörbar zu machen – Transparenz und große Tutti wechseln einander ab, sodass die Architektur mitschwingt.
Für das Cellokonzert 2024 war unter anderem Kian Soltani eine Inspiration. Das Orchester ist als großer Klangkörper weniger zugänglich. Inwieweit ist Austausch dennoch möglich?
Mit einem Solisten kann man sehr direkt arbeiten, beim Orchester ist der Kontakt indirekter. Es gibt im Vorfeld wenig bis keinen Austausch – erst bei den Proben mit dem Dirigenten, Musikerinnen und Musikern. Ich bin sehr daran interessiert, bei den Proben dabei zu sein, da das Werk dann lebendig wird. Manchmal entstehen in diesen Momenten noch kleine Anpassungen, die entscheidend für den Gesamtklang sind.
Das Publikum hört Ihr Werk zum ersten Mal. Was erwartet die Zuhörerinnen und Zuhörer? Welche musikalischen Mittel betonen den festlichen Charakter?
Die Form ist klar gegliedert: ein aufrufendes Hornmotiv, eine rhythmische Passage der Streicher, die nach und nach vom ganzen Orchester aufgenommen wird, und schließlich das triolische Festmotiv, das hymnisch gesteigert wird. Festlich wird es immer mehr und mehr, durch Glanz in den Holz- und Blechbläsern, durch rhythmische Energie. Nachhörbar ist für das Publikum besonders das Dreier-Motiv, das den drei Jubiläen gewidmet ist.
Im Cellokonzert arbeiteten Sie mit Gegensätzen, verschiedenen Stilen und dem Kollektiven. Spielte das auch bei der Festmusikeine Rolle?
Ja, in einer anderen Form. Das Orchester selbst ist ein Kollektiv, und die Festmusik lebt vom Zusammenwirken aller Stimmen. Auch Gegensätze gibt es: Kantable Linien stehen gegen rhythmische Prägnanz, atonale Einwürfe gegen hymnische Breite. Gerade diese Reibungen verleihen dem Werk seine Spannung.
Ihr Cellokonzert wurde 2025 im Musikverein Graz erstaufgeführt. Konnten Sie beim Konzert anwesend sein, und wie haben Sie es erlebt?
Ja, ich war dabei. Es war ein sehr bewegender Moment – nicht nur wegen der großartigen Leistung von Kian Soltani und den Wiener Symphonikern, sondern auch wegen des Publikums, das sehr offen reagiert hat. Wir waren auf Tournee und jeden Abend hat das Werk ein wenig anders geklungen, besonders im Stefaniensaal, mit seiner Akustik, habe ich mein eigenes Werk auf eine Weise erlebt, die man während der Komposition nur erahnen kann. Solche Augenblicke erfüllen mich mit großer Dankbarkeit und Demut.
Welche Bedeutung hat es für das Publikum, wenn in einem Festkonzert auch neue Musik erklingt?
Zeitgenössische Musik in einem Festkonzert ist ein Signal: Wir feiern nicht nur das Vergangene, sondern auch die Gegenwart und Zukunft. Das Publikum erlebt, dass Musikgeschichte nicht abgeschlossen ist, sondern weitergeschrieben wird.
In den vergangenen Jahren haben Sie etwa für Jubiläen der Bregenzer Festspiele und der Wiener Symphoniker komponiert. Was wäre der nächste Anlass, zu dem Sie gerne Musik schaffen würden?
Es gibt viele Anlässe, die mich reizen würden. Aber konkret werde ich die Arbeit an einem symphonischen Werk beginnen. Etwas „Entschleunigendes“ und „Hoffnungsvolles“. Dann werde ich mit Kian Soltani ein zweites Cellokonzert anvisieren. Und der Wunsch nach einem Doppelkonzert für Violine und Cello ist da. Schon lange hege ich außerdem den Wunsch, eine Oper zu schreiben; erste konkrete Pläne dafür bestehen bereits.
Vielen Dank, wir wünschen Ihnen für Ihre nächsten Projekte gutes Gelingen!
Das Gespräch führte Mag. Angelika Dorfer MA